Nachhaltigkeit – Verantwortung, Erfordernis und… verdammt nochmal kein Battle!

Wir haben nur diese eine Welt. Und ich möchte, dass diese auch für unsere Tochter lebenswert bleibt und zukunftsfähig wird. Und das habe ich heute schon in der Hand. Nachhaltigkeit heißt für mich, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Um in der Konsequenz auch das Leben der anderen zu schützen und lebenswert zu machen. Wir konsumieren täglich und meist, ohne den eigenen Konsum zu hinterfragen. Für das Palmöl in vielen Schokoladen werden die Tropenwälder gerodet, der Klimawandel lässt Polarkappen schmelzen, Mikroplastik und überhaupt Plastikabfälle finden sich in Tiefsee und Arktis wieder. Wann immer man die Wahl hat, sollte man zu der nachhaltigen Option greifen, das sind wir uns und unserer Zukunft schuldig. 

Nachhaltigkeit ist ein Trend, ein guter Trend. Es ist so wichtig, dass unser Bewusstsein geschärft wird für den Zustand der Erde und Optionen, um diesen zu verbessern. Mit kleinen Schritten. Und jeder Schritt zählt. Jeder kleinste Schritt zählt. Jede Plastiktüte, die man vermeidet, indem man seine Gurken oder Möhren im Supermarkt nicht einpackt oder in Gemüse-/Obstnetze tut. Jede Bambuszahnbürste. Jeder Drogerieartikel ohne Mikroplastik. Und das versuche ich. Immer. 

Trotzdem mag ich auch Blumensträuße, habe innerhalb eines halben Jahres schon drei Flugreisen unternommen, kaufe auch bei H&M und Zara ein und empfinde den Plastikmüll bei einer Hello Fresh-Lieferung nicht als abnormal hoch. Bin ich damit gut genug, um der Verantwortung gerecht zu werden, dass mir mehrere Tausend Leute folgen und Anteil an einem kleinen Teil meines Lebens haben? Ich mache mich angreifbar damit. Und habe kürzlich eine Nachricht von einer Followerin bekommen, die mich genau aus den Gründen kritisiert hat. Da muss ich ehrlich sagen: Das trifft mich. Und macht mich sauer:

Sie ernährt sich natürlich vegan und kauft nur Second Hand-Kleidung. Wahrscheinlich baut sie ihr Obst und Gemüse auch noch selbst an. Da verliert man natürlich als Vegetarier. Man verliert als Vegetarier, der mal dort und mal dort einkauft. Und nicht nur in Unverpackt-Läden. 100%. Alles. Sonst zählt es nämlich nicht. Bei der nächsten Nachricht bin ich am besten Frutarier, der seine Kleidung selbst herstellt. Mich regt es unglaublich auf, dass es bei manchen Menschen scheinbar nur schwarz oder weiß gibt. Entweder du scherst dich nicht um Nachhaltigkeit und bist dir über nichts bewusst. Oder du setzt alles um. Kaufst dann aber eben auch nichts auf Amazon ein. Und keinen eingepackten Mozzarella. Und schickst ein Regal zurück, weil Einzelteile in Plastikfolie eingepackt sind. Oder? So, wie die das bestimmt machen, die mich kritisieren. Schade, dass die immer kein Profilbild und einen privaten Account ohne Bilder haben. Versteht mich nicht falsch, ich mache mich damit nicht darüber lustig, auf Nachhaltigkeit zu achten. Das mache ich doch auch und es ist unglaublich wichtig. Und ich werde das Thema mit diesem Blogpost nicht klären. Das kann keiner klären. Da beißen sich so einige die Zähne gerade dran aus. Gut, denn es muss etwas getan werden. 

Ich frage mich aber wirklich: Bin ich gut genug, um der Verantwortung gerecht zu werden, dass mir mehrere Tausend Menschen folgen? Ich habe eine gewisse Vorbildwirkung. Aber wie bei allem: Man kann es einfach nicht allen recht machen. Gerade habe ich euch beispielsweise danach gefragt, zu welcher Bank ich wechseln soll. Unglaublich viele, liebe Antworten. Einige von euch empfehlen Ethik-Banken. Das werde ich natürlich genau prüfen. Dennoch werde ich zu keiner Bank gehen, bei der ich mich im Vorhinein einschränke, wenn ich bei einer anderen Bank alles bekommen kann. Ist das egoistisch? Wie weit stellt man seine eigenen Bedürfnisse im Sinne der Nachhaltigkeit zurück? Auch bezüglich des Reisethemas. Wir reisen unglaublich gern! Darf ich das nicht mehr mit gutem Gewissen tun? Wir haben kein Auto. Kompensiert das etwas unsere Reiselust? Laut der genannten Followerin nicht. Da muss ich mich schon etwas mehr anstrengen. Frutarier sein zum Beispiel. Man, es ist furchtbar. Diese Zeigefinger-Gesellschaft. Und das Schlimme: Nur ihr könnt auf mich zeigen. Ich sehe nicht, ob ihr bei Penny die Kekse aus ihrer Plastikpackung nehmt und sie wutentbrannt auf den Boden werft. Ich sehe nicht, ob ihr mal fix mit dem Auto in den Supermarkt fahrt, obwohl der fußläufig erreichbar ist. Was für Lieferdienste beauftragt ihr? Hoffentlich nur Fahrrad-Kuriere. Obwohl: Die werden richtig schlecht bezahlt, habe ich gehört. Wisst ihr: Auf Nachhaltigkeit zu achten, ist unglaublich wichtig. Und es ist wichtig, sich mit Optionen auseinanderzusetzen. Verantwortung zu übernehmen. Aber es ist das, was du daraus machst. 100% gehen nicht. Bei keinem. Es ist ein Prozess. Die ganze Gesellschaft zieht mit, verändert sich. Das ist auch Sinn und Zweck der Sache. Drei Frutarier stoppen den Klimawandel vielleicht nicht. Aber vielleicht 1 Millionen Menschen, die keine Wurst mehr für 99 Cent kaufen. Oder 1 Millionen Menschen, die ihre Gurke nicht mehr in die kleinen Plastiktütchen bei Edeka einpacken. Zusammen schaffen wir das. Ohne Zeigefinger. Ohne Battle. Mit Bewusstsein. Mit Thematisierung. Und Verständnis. Vielleicht auch für Menschen, die bei Primark einkaufen. Weil sie es (noch) nicht besser wissen. Oder vielleicht auch, weil sie es sich nicht leisten können, bei Armed Angels ein T-Shirt für 50€ zu kaufen. Auch Minimalismus hat Grenzen (nicht nur bei Babybodies).

Jeder Schritt im Sinne der Nachhaltigkeit ist ein guter Schritt und einer in die richtige Richtung. Möge er noch so klein sein. Nicht nur die noch größeren Schritte zählen und vor allem sollen sie nicht im Vergleich klein gemacht werden. Was für den einen ein kleiner Schritt ist, ist für den anderen ein großer. Nicht nur wer laut ist, hat Recht. Zusammen sind wir mehr, gegeneinander machen wir es uns schwerer, als es sein müsste.